Bekennender Heiner 2011

Hansfred Glenz

Hansfred Glenz ist der „Bekennende Heiner 2011“

Er ist nicht nur ein sehr anregender und angenehmer Gesprächspartner, in seiner dialektgefärbten Art zu sprechen ist alles drin, gibt er Vieles preis, was ein Leben so ausmacht, den Ernst, das engagierte Wissen, die Heiterkeit und den Mutterwitz. Man hört ihm einfach gerne zu, und man erfährt viel dabei. Vieles von dieser Stadt, von der Bescheidenheit, in der man damals lebte, von dem Bombenangriff am 11. September 1944, den er als einen „unheimlichen Eindruck“ beschreibt, und er sagt, dass es für ihn unvorstellbar war, dass sich diese Stadt noch einmal davon erholt.
Er hat ein präzises Gedächtnis, und wenn es um das Theater geht, wächst eine Ära in die andere. Er kannte und kennt sie alle, hat seine Lieblinge, kann Szenen nachspielen und Begebenheiten wortgetreu wiedergeben, die Eitelkeiten zitieren und von alten Begegnungen schwärmen. Er ist ein echter Theaterfreund. Und er erzählt von den frühen Jahren im Schlosskeller, wo es noch sehr schwer war, dort überhaupt reinzukommen. Hier lernte er sie dann alle von der privaten Seite kennen. Er schildert Begegnungen mit Schauspielern und Regisseuren und sagt, dass er nirgends so viel erfahren und so angenehm gelernt habe über das Theater und die Welt wie bei diesen nächtlichen Gesprächen in den Gewölben unseres Schlosses. Hier trafen sich alle, alle Künstler, alle Theaterleute, alle Literaten und auch die Politik. Die Kulturpolitik wurde damals im „Keller“ gemacht, sagt er. Diese Welt hat ihm viele Fenster geöffnet, es sind viele Freundschaften erwachsen und sie ist ihm nahe bis heute. So hat er auch in den Folgejahren mit dazu beigetragen, die Geschicke des Kellerklubs zu lenken. Man trifft ihn heute immer noch dort bei besonderen „Events“, oder einfach auf ein Bier nach dem Theater. Johannes Ferdinand Glenz wurde nicht mit Woogswasser getauft. Sein Vater war Justizbediensteter in Darmstadt und seine Mutter kam aus Wöllstein in Rheinhessen, und dort ist er auch im Februar 1929 geboren. Aber in Darmstadt kam er in die Schule, zunächst in die Ohlyschule und dann in die LIO, wo er im Sommer 1948 das Abitur machte. Er studierte Jura in Frankfurt und wurde Rechtsanwalt und Notar in Darmstadt. Nur juristisch firmiert er mit seinem Taufnahmen, sonst ist er Hansfred, und das bedarf keines Nachnamens. So kennen ihn viele, weil er vielen geholfen hat, sie unter seine Fittiche genommen hat. Er war und ist ganz einfach in dem großen Freundes- und Bekanntenkreis die Anlaufstation wenn es brennt – bis heute, wo er es angeblich etwas ruhiger angehen will.
Er war immer ein engagierter Mensch, er hat sich in die Stadtpolitik eingemischt, war Stadtverordneter und lange Jahre im Vorstand des DRK, er ist bis heute kritischer Kulturbürger im besten Sinne, neugierig, über alles informiert, mittendrin und einbezogen. Und er war immer auf dem Heinerfest – von Anfang an, bis auf ein Jahr, wo er verzweifelt in der Fremde weilte. 1951 war er 22 Jahre alt und bei der Eröffnung auf dem Marktplatz mit seinem Freund Jürgen Roether dabei. Er beschreibt die ersten Heinerfeste so, dass es ja damals die einzige Gelegenheit war, wo alle zusammenkamen, wo jeder mit jedem zusammengesessen hat. 1954 rückte dann erstmals das „Schwarzwaldhäuschen“ neben das Reiterdenkmal von Ludwig IV. und Hansfred Glenz war hier der „Mann der ersten Stunde“. Das hat er all die Jahre so durchgehalten und hier alle um sich versammelt: Maler, Ärzte, Architekten und Kommunalpolitiker. Der Kellerklub hatte seine Sommerpause, und das Heinerfest ersetzte ihn zumindest für ein langes Wochenende. Hier vollzog sich dann auch die denkmalgeschützte Umbenennung dieses Platzes in „Glenz-Corner“. Wem passiert schon so etwas Schönes und Originelles? Über mehrere Jahrzehnte – 55 Jahre lang  – begrüßte er am Heinerfest-Eröffnungs-Donnerstag die Hausherrin, Inge Dingeldein, mit Blumen und Küsschen, und in den Jubiläumsjahren noch ganz besonders.   Er ist ein echter und würdiger „Bekennender Heiner“, und in diesem Jahr muss die Familie Dingeldein ihm die Blumen bringen. Liane Palesch langjährige 2. Vorsitzende des Heinerfestausschusses

Liebeserklärung

Bekennender Heiner soll ich werden, warum eigentlich?
Ich bin nicht in Darmstadt, sondern in Rheinhessen geboren, lebe erst seit 1933 in Darmstadt, wo ich zur Schule (Ohly-Schule und Lio) gegangen bin und wo ich seit 1959 als Rechtsanwalt arbeite.
Ein normaler Lebenslauf? Bin ich nun ein bekennender Heiner? Ich fühle mich in Darmstadt wohl, weil ich Darmstadt und die Darmstädterei liebe. Als ich am 12. September 1944 als 15-jähriger Junge und Ausgebombter den Gang durch die Trümmerwüste Darmstadt gewagt habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich je wieder in dieser Stadt leben würde. Darmstadt und die Darmstädter haben es aber geschafft, die Stadt wieder aufzubauen, wobei die Darmstädter selbst zwar stolz waren, aber typisch darmstädterisch, gleichzeitig laut beanstandet haben, dass alles auch anders und besser hätte sein können. Dies darf ein Nicht-Darmstädter allerdings nicht sagen. Bei allen wirtschaftlichen Anstrengungen haben es die Darmstädter auch geschafft, für interessierte Bürger eine Vielfalt von Angeboten für Kunst, Kultur und Freizeit zu schaffen. Jeder kann mitmachen. So sehe ich meine Arbeit zusammen mit Freunden in der Aktion Theaterfoyer seit 1972. Die Darmstädter lieben es zu feiern, insbesondere am Heinerfest. Ich übrigens auch und dies jedes Jahr wieder. Ganz am Schluss darf ich mich darüber freuen, dass ich nun in eine Gesellschaft aufgenommen werde, deren Mitglieder mir ausgesprochen angenehm sind.

Ihr Hansfred Glenz